Linn Meier (†2019)

24. Februar 2023
  • Wenn die Wolken schwerer sind als du
  • die Nischen dazwischen riesig
  • Wenn nichts rauskommt aus dir
  • Getreidefelder legen sich quer in dein Zimmer
  • wenn die Tage fett und faul wie Brote sind
  • Füllig und flächig wie Mond
  • mondgesichtig wie dein schlimmstes Wesen im Traum
  • Wesensverändernd wie dein Essen
  • weswegen dus nicht isst
  • weswegen du nicht das Gewicht vom Mond bist
  • Nur einer von den Schatten
  • wenn du dort landen willst

  • Wenn die Erde gar nicht so groß ist
  • wenn die Alpen gar nicht so hoch sind
  • wenn du alles kannst
  • die Sicht reicht nicht weit
  • aber du denkst sie reicht weit
  • großer Wagen, kleiner Wagen
  • locker kommst du an alles ran

Der abgedruckte Text ist ein Auszug aus Linn Meier (†2019). Der Text wurde von Martina Hefter gemeinsam mit den Musikern Timm Völker und Patrice Lipeb als Musik-Performance umgesetzt und kam in mehreren deutschen Städten zur Aufführung.

geb. 1965, Pfronten/Allgäu, ist Dichterin, Tänzerin und Performance-Künstlerin. Sie studierte zeitgenössischen Tanz in Berlin und literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, lebt in Leipzig. Zuletzt «In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen» (kookbooks, 2021)
Dieses Gedicht wurde von Nathalie Schmid kuratiert.

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