Am Ende einer groszen Verwirrung

17. März 2023
  • Dich gibt es nur einmal, auf diesem Planeten
  • Du bist einer von hundert Menschen die noch leben
  • Du bist tausend Jahre alt, kannst gerade mal aufrecht gehen
  • Die Menschen essen Menschenfleisch, nur du bleibst draußen stehen
  • Wir tragen schwarzes Leder, wir tragen fremde Haut
  • Wir gehen nicht mehr schlafen, dafür ist es zu laut
  • Die Menschen spielen Spiele, ich bin immer allein
  • Nachts hol ich die Schätze rauf, viel mehr kann ich nicht sein
  • Wir gehen niemals baden, es gibt kein Wasser mehr
  • Die Rohre singen leise, sie sind für immer leer
  • Ich glaube ich kann nicht sterben, ich bin schon immer da
  • Ich hab alles gesehen, was mit den Menschen war
  • Sie kannten schon ihr Ende, sie haben es gewusst
  • Ich habe sie beobachtet, ich kann nicht nur, ich muss
  • Mein Anfang ist mein Glaube, mein Ende wird er sein
  • Ich glaube nur an mich, ich lebe nur zum Schein
  • Was nützt auch die Erzählung, wenn keiner übrig ist?
  • Ich atme mich durchs Vakuum, ich werde nicht vermisst
  • Wir sind des Rätsels Zeugen, wir könn’ es nicht verstehen
  • Wenn wir mal etwas spüren, dann dass wir untergehen
  • Ich träum von deinem Körper, mein Traum lässt mich nicht rein
  • Der letzte Mensch der Erde, werd ich für immer sein
  • Ich schreib mir von der Seele, was ich nicht wissen kann
  • Ich schreibe mich lebendig, bin Gottes letzter Mann
  • Was wollt ihr von mir hören, ich wahre bloß den Schein
  • Das Paradies wird untergehen, es wird die Hölle sein
  • Auch tausend letzte Worte ändern nichts daran
  • Zeigen mir nur wieder mal, dass ich nichts ändern kann
  • Dann seh ich jemand andern, ein Mensch, der mich erfüllt
  • Ich mach ihm schöne Augen, es ist mein Spiegelbild
  • Warum bin ich so einsam, ich halt es nicht mehr aus
  • Mit Händen nass von Tränen, grab’ ich die Toten aus
  • Ich hab jetzt keine Angst mehr, und spür auch keine Wut
  • Ich hege wieder Hoffnung, der Tod, er steht uns gut
  • Vergiss was ich erzählte, es war nicht so gemeint
  • Wir fangen nochmal von vorne an, wir sind wieder vereint
  • Ein Fenster fliegt zum Fenster raus, ich kann es nicht mehr sehen
  • Was ich nicht sagen kann, brauch ich auch nicht verstehen

  • Im Staub tanzen die Toten aus einer anderen Zeit
  • Ich schaue ihnen zu, ich bin für dich bereit
  • Unter der toten Sonne, betten wir uns auf Lehm
  • Wir schlafen mit der Erde

  • Sie kann nicht untergehen
geb. 1984 in Recklinghausen, lebt in Berlin. Schriftsteller, bildender Künstler und Sänger der Gruppe Messer, Dozent für kreatives Schreiben. Zuletzt «Benito» (2022, Märzverlag). Im März erscheint der Gedichtband «Wüstungen, Nebel» (2023, Märzverlag) und das erste Soloalbum «Riskantes Manöver».

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